Die Zeit läuft: Kommt die 30-Stunden-Woche?

Von Paula Fröschen am 30. August 2023

Die Debatte um die 30-Stunden-Woche wird momentan wieder ordentlich angeheizt. Die einen sagen, wir müssen dringend mehr und länger arbeiten, die anderen sagen, alles überholt, die Gesellschaft leidet an chronischem Burnout. 
Was Anfang des Jahres noch in weiter Ferne und ungreifbar erschien, rückt seit einer befürwortenden Äußerung des IG Metall NRW Vorsitzenden Knut Giesler im April etwas näher in Reichweite der Arbeitnehmenden. Giesler ist für eine Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich, d.h. 32 Stunden pro Woche für dasselbe Gehalt. Vor allem sieht der Vorsitzende durch diese Arbeitsweise eine enorme Verbesserung für die Lebensqualität und Gesundheit der Beschäftigten in der Stahlindustrie. Ja, das sehen Laura und ich auch so – auch für alle Arbeitnehmenden außerhalb der Stahlindustrie. Und wenn die IG Metall kann, will und umsetzt, dann ist es möglich, dass viele andere Unternehmen folgen werden. Dein Unternehmen ja vielleicht auch? 

von Paula Fröschen und Laura Richeling

Fakten, Fakten, Fakten – die 40-Stunden-Woche

Aber alles erstmal auf Anfang. Seit wann gibt es das Arbeitszeitmodell der 40-Stunden-Woche in Deutschland überhaupt? Seine Umsetzung hat bereits 1956 mit der Zigarettenindustrie als erste Branche begonnen, die die 40-Stunden-Woche tariflich vereinbarte. Bis dahin wurden durchschnittlich 48 Stunden pro Woche gearbeitet. 1983 folgte die Landwirtschaft als letzte Branche. Es sind also seit dieser Einführung schon 40-67 Jahre vergangen. 

Warum konnte sich diese Arbeitszeitreduzierung von 48 Stunden pro Woche auf 40 Stunden pro Woche durchsetzen? Weil die Belastung der Arbeitnehmenden stark gestiegen war und nur ein freier Tag nicht zur Regeneration ausreichte, ohne sich auf eine längere Zeit betrachtet, negativ auf die Menschen und ihre Produktivität auszuwirken. Außerdem konnten bei einer Vollbeschäftigung Arbeitnehmende nicht mehr einfach so ersetzt werden, ohne potenzielle Verluste für das Unternehmen einzufahren.  

Auch heute ist das 40-Stunden-Woche-Modell das am meisten ausgeübte Arbeitszeitmodell in Deutschland. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Jahr 2022 54,2 % (45,4 Mio.) der Menschen in Deutschland erwerbstätig und 34,4 Mio. Menschen angestellt. Zu Erwerbstätigen zählen auch Selbständige. Die Frage der Arbeitszeitmodelle bezieht sich aber vorwiegend auf Menschen im Angestelltenverhältnis. Lässt man die Selbständigen außen vor, arbeiteten 2022 insgesamt 17,1 Mio. Menschen 40 Stunden pro Woche, also ungefähr die Hälfte der angestellten Menschen.

WAS BEDEUTET „VOLLZEIT“ GENAU?

Im Alltag nehmen wir immer an, dass Vollzeitarbeit automatisch 40, oder besser gesagt 37,5 bis 40, Arbeitsstunden pro Woche bedeuten. Das stimmt so allerdings nicht ganz! Laut Statistischem Bundesamt schließt dieses Arbeitsmodell auch diejenigen ein, die 21 Stunden oder mehr arbeiten. Denn:

 „Als Vollzeit gilt eine Beschäftigung, in der Personen regelmäßig die nor­maler­weise übliche bzw. ta­rif­ver­trag­lich oder gesetzlich festgelegte Arbeitszeit leisten sollen. Die ta­rif­ver­trag­liche Arbeitszeit kann je nach Be­trieb erheblich von­ein­ander abweichen.“ 

Jedes Unternehmen kann also eine eigene Wochenstundenzeit als „Vollzeit“ definieren. Voraussetzung dafür ist ein „Normalarbeitsverhältnis“. Darunter fallen alle angestellten Personen, die unbefristet in Vollzeit oder in Teilzeit ab 21 Stunden arbeiten. Dazu müssen sie auch direkt bei dem Unternehmen angestellt sein, dürfen sich also beispielsweise nicht in Zeitarbeit befinden. Das waren 2022 genau 26.980.000 Menschen.   
Mittlerweile gibt es in Kombination zu diesem Arbeitsmodell das Gleitzeitmodell. Dabei musst du auf jeden Fall während einer Kernarbeitszeit, beispielsweise von 9:00-15:00 Uhr, arbeiten. Ansonsten kannst du dir aber Anfang und Ende flexibel einteilen. Außerdem musst du nach 6 Stunden mindestens eine halbe Stunde Pause einlegen.
Dieses Modell ist übrigens auch das Arbeitszeitmodell, in dem bei JUNGMUT am häufigsten gearbeitet wird.

30 Stunden arbeiten pro Woche: ein Traum vieler Arbeitnehmenden

Aktuell zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in 1956: Studien belegen, dass die Produktivität der Mitarbeitenden bei einer 30-Stunden-Woche nicht abnimmt und so auch mit keinen wirtschaftlichen Einbußen für die Unternehmen zu rechnen ist. (Genaueres dazu im Abschnitt „So kann’s gehen: Diese Länder sind Vorreitende“). Vor allem liegt es daran, dass wir uns – ebenfalls laut Studien – ohnehinSilberne 30 Ballons nur 3-5 Stunden am Tag konzentrieren können. Zusätzlich trägt natürlich die Digitalisierung mit den damit verbundenen Innovationen, Änderungen in den Arbeitsprozessen etc. dazu bei. Wie kann es da sein, dass so viele Arbeitgebende Angst vor der Stundenreduzierung haben und sich gegen diese Strukturveränderung sträuben? Ein Großteil der arbeitenden Menschen ist heute völlig anderen Belastungen ausgesetzt als die Menschen damals. Auch das hängt mit der Digitalisierung und der immer schneller werdenden Welt zusammen. Unser Gehirn muss andere Leistungen erbringen und andere Aufgaben bewältigen als die Gehirne vor 67 Jahren. Gerade weil wir einen Shift von körperlicher Arbeit zu „Wissensarbeit“ durchlaufen haben, bei der wir meist still sitzen und unser Gehirn eben anders beanspruchen.

Foto: PrathSnap, pexels.com

ANDERE LEBENSUMSTÄNDE, ANDERE ARBEITSTEILUNG, ODER?

Dazu kommt noch ein weiterer Aspekt: Betrachtet man die häuslichen Lebensumstände genauer, wird klar, dass die 40-Stunden-Woche in einer Zeit designt, angenommen und gut gelebt wurde, in der viele Menschen als Paar zusammenlebten. Ein Teil dieses Paares, mit großer Sicherheit die Frau, hat sich um den Haushalt, die Ernährung, die Kinder, andere Familienmitglieder und das, was wir heute als Mental und Social Load bezeichnen, gekümmert – denn das gab es früher auch schon. Heute sehen diese Lebensumstände anders aus. Gestiegene Lebenshaltungskosten und Inflation zwingen fast jede Person zu einem Vollzeitjob, egal ob alleinlebend oder zusammenlebend mit mehreren Menschen. Das Problem daran ist folglich, dass niemand mehr übrig bleibt, der den Job der Frau aus den 1960ern übernehmen kann. Die Folge: Wir fühlen uns mit Job, Alltagsaufgaben und Freizeitmanagement überfordert.    

PASSEN UNSERE ARBEITSZEITEN UND UNSERE GEHÄLTER NOCH ZUSAMMEN? 

Eine zusätzliche Überlegung meinerseits: Wenn wir an die seit 1960 stetig steigenden Lebenshaltungskosten und Inflation denken, bekommen wir dann nicht aktuell ein Gehalt für eine 30-Stunden-Woche, arbeiten aber 40 Stunden pro Woche? Klar, die Gehälter sind auch gestiegen, aber so sehr, um Negativ-Faktoren ausreichend auszugleichen? Das Statistische Bundesamt hat 2008 eine Messreihe zur Entwicklung der Nominal- und Reallöhne begonnen. Der Nominallohn ist das Gehalt, was auf dem Lohnzettel steht, der Reallohn ist das Geld, über das tatsächlich verfügt werden kann, nachdem die Inflation berücksichtigt wurde. In 2022 wurde der stärkste Rückgang der Reallöhne seit Beginn 2008 gemessen. D.h. der Verdienst steigt zwar, wir können uns aber aufgrund der Inflation weniger dafür leisten. Also können wir doch auch gleich 30 Stunden pro Woche arbeiten.

 

Vorteile einer 30-Stunden-Woche

Laura und ich gehören ganz klar zum Team Traum. Für uns hat das 30-Stunden-Woche-Arbeitsmodell nur Vorteile. Natürlich meinen wir dabei das Modell, bei dem 30 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt gearbeitet werden. 

  1. Zuallererst sehen wir dabei den Abbau von Stress – ganz wichtiger Punkt! Denn nach einem 8-Stunden-Tag – für Pendler:innen ist es meist deutlich mehr – wartet in der Regel nicht der wohlverdiente Feierabend mit Freizeit auf uns. Haushalt, Einkaufen, Kochen und andere Verpflichtungen (ggf. Pflege einer verwandten Person, soziale Organisation (Geschenke, Karten etc.) o.ä.) müssen erledigt werden. Ab und an müssen wir auch eine dringend empfohlene Sporteinheit einlegen – schließlich sitzen die meisten den ganzen Tag. Diese kann erholsam sein und schafft einen Ausgleich, aber trägt solch ein Tagesablauf zu einer ausreichenden, regenerierenden Work-Life-Balance ohne Stress bei? Eher nicht. Immer mehr Menschen in Deutschland erkranken an Burnout oder Stress-Depressionen. Dazu kannst du dir die Stressstudie der Techniker Krankenkasse anschauen, oder auch einen Bericht des RKI lesen.
  2. Wir hätten mehr qualitative Lebenszeit, in der wir uns mit Freund:innen oder Familienmitgliedern treffen können. Zu einer ausgleichenden Freizeitgestaltung gehört ebenso das Ausleben von Hobbys. Neben sportlichen Hobbys sind Hobbys, die unsere Kreativität fördern, wie beispielsweise Malen, Lesen, Töpfern, Musik, etc., enorm wichtig. 
  3. Und wenn wir nicht nur auf uns, sondern auch andere schauen, sind wir davon überzeugt, dass mehr Lebenszeit nach der Arbeit mehr Zeit für Engagement und Ehrenämter bedeuten kann. Vielleicht ist auch dies nur ein verrückter Wunschgedanke, wir glauben aber, dass nicht nur Arbeitnehmende von weniger Arbeitszeit profitieren könnten, sondern die Gesellschaft und unser soziales Miteinander ebenso.
  4. Auch für Unternehmen gibt es klar benennbare Vorteile. Die Steigerung unserer Kreativität und die Verbesserung unserer Gesundheit wirken sich auch positiv auf unsere Arbeitsleistungen aus. Mitarbeitende fallen zudem seltener krankheitsbedingt aus.
  5. Zudem kann sich die Produktivität erhöhen, da Arbeitnehmende sich auf die wichtigsten Aufgaben fokussieren und sinnvoll Prioritäten setzen müssen.
  6. In puncto Gleichberechtigung kann eine 30-Stunden-Woche Frauen und Männern gleichermaßen die Möglichkeit bieten, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. So trägt sie zur Förderung der Gleichberechtigung und zur Verringerung der Geschlechterungleichheit am Arbeitsplatz bei.
  7. Als attraktiv wahrgenommenen Arbeitsmodell kann die 30-Stunden-Woche zu einer erhöhten Mitarbeitendenbindung führen und mehr Fachkräfte anziehen.

 

30 Stunden arbeiten pro Woche: ein Albtraum vieler Arbeitgebenden

Neben diesen Vorteilen empfinden einige Menschen – Arbeitnehmende wie Arbeitgebende – die 30-Stunden-Woche jedoch als nachteilig. Das ist dann der Fall, wenn eine Verkürzung der Arbeitszeit allen Arbeitnehmenden aufgezwungen wird. Das können wir nur unterschreiben, fragen uns aber auch gleichzeitig: Wieso sollte ein Zwang jemals auftreten? Die Antwort könnte darin liegen, dass einige Unternehmen so von ihren Mitarbeitenden dem Übermaß an Überstunden entgegenwirken wollen. Doch die Bedürfnisse und Präferenzen der Menschen sind verschieden, deshalb sollte jede:r frei entscheiden können, ob er oder sie lieber viel arbeitet und Überstunden ansammelt, die dann ausgezahlt werden oder abgefeiert werden können, oder eben nicht. Auch diese Ansicht teilen wir vollkommen, stellen uns aber hier die Frage: Wieso spricht dieses Argument denn gegen eine 30-Stunden-Woche? Die Menschen, die mehr arbeiten, können dies doch auch tun, wenn andere eine 30-Stunden-Woche haben (bei gleich bleibendem Gehalt, wie zuvor bei einer 40-Stunden-Woche). 

Ein weiterer (angeblicher) Nachteil der 30-Stunden-Woche ist der potenzielle wirtschaftliche Nachteil eines Unternehmens, der aus ihr resultieren kann. Der Grund: Bei gleichbleibendem Lohn verteuere sich die Arbeitsstunde für die Unternehmen und sie seien nicht mehr so wettbewerbsfähig. Würde das aber nicht nur zutreffen, wenn die Mitarbeitenden wirklich jede Arbeitsstunde zu 100 % ausgelastet gearbeitet hätten? Würde es nicht möglicherweise auf dieselbe (oder mehr) geleistete Arbeit hinauslaufen, weil die Mitarbeitenden, weil sie erholter und fröhlicher sind, und so mehr Arbeit in einer Stunde leisten können? Zu diesen Punkten teilt Tim hier als Geschäftsführer seine Einschätzung. 

 

So kann’s gehen: Diese Länder sind Vorreitende

Aneinanderreihung von Länderflaggen: Island, Belgien, Schweden, Großbritannien, Spanien

Wo wird eine 4-Tage-Woche oder eine 30-Stunden-Woche bereits gelebt? Aus welchen Ländern können wir uns Tipps abschauen?

Island liegt weit vorne, denn die Isländer:innen haben mittlerweile das Recht auf eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn. Auch Belgien hat eine arbeitsrechtlich verankerte 4-Tage-Woche eingeführt. Dieses Modell ist aber eher Modell „gewollt und nicht gekonnt“. Arbeitnehmende dürfen flexibel von Woche zu Woche neu entscheiden, ob sie eine 4- oder 5-Tage-Woche bestreiten, müssen dabei aber immer eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden erfüllen. Toll. Das resultiert natürlich in einem freien Tag mehr, aber zu welchem Preis?

In Schweden bekräftigen Studien in den dort durchgeführten Projekten alle positiven Aspekte und widerlegen vermeintlich negative, allerdings setzt sich dieses Modell aufgrund der politischen konservativen Lage in Schweden nicht durch. Trotzdem arbeiten im Toyota-Werk in Göteborg die Angestellten seit 2003 nur noch 6 Stunden am Tag – mit Erfolg. 

(Mehr Infos dazu bei Avantgarde Experts und Deutsche Wirtschaftsnachrichten)

Auch in Großbritannien und Spanien ist die 4-Tage-Woche angekommen. Die gemeinnützige Organisation 4 Day Week Global setzt sich in GB für eine 32-Stunden-Woche ein, die dort jetzt getestet wird. Die Spanier:innen sind ebenfalls mit von der Partie. Dort unterstützt der Staat die Erprobung der 4-Tage-Woche mit finanziellen Mitteln. 

Es gibt mittlerweile so viele gelingende Testballons und befürwortende Studien … reicht das noch nicht?

 

Wie ist die Lage im Team JUNGMUT?

Bei JUNGMUT ist es momentan so, dass wir entweder 40 Stunden in Vollzeit arbeiten oder weniger in Teilzeit. Dazu arbeiten wir in Gleitzeit mit einer Kernarbeitszeit von 10:00-15:00 Uhr. Wir können also im Prinzip anfangen und aufhören zu arbeiten, wann wir wollen, solange die Kernarbeitszeit davon unberührt bleibt. So besteht schon mal eine große Flexibilität, was Termine außerhalb der Arbeit angeht. Denn viele Termine lassen sich nun mal auch leider nicht erst ab 17:30/18:00 Uhr wahrnehmen. 

Wie sieht es denn im Team JUNGMUT mit der 30-Stunden-Woche aus? Einer internen Umfrage zufolge würden sich 55 % unseres Teams freuen, wenn die 30-Stunden-Vollzeitwoche bei JUNGMUT eingeführt wird. Die übrigen 45 % haben sich enthalten, also ist niemand offiziell dagegen.

 

Alternative Arbeitszeitmodelle

Es gibt auch Möglichkeiten, nicht ganz so „hart“ einzusteigen und direkt in die Vollen zu gehen. 

Haptischer und Online Kalender auf Schreibtisch.

LETZTEN-FREITAG-IM-MONAT-FREI-MODELL

Eine Möglichkeit ist z.B. das letzten/einen-Freitag-im-Monat-frei-Modell – es hat leider keinen offiziellen Namen, daher diese komplizierte Formulierung. Davon liest man, zumindest auf LinkedIn, schon häufiger. In diesem Modell hast du den letzten, oder irgendeinen Freitag im Monat frei – und das bei gleichbleibendem Gehalt.  

Foto: Windows, unsplash.com

4-TAGE-WOCHE MIT 40 STUNDEN

Eine weitere, bekanntere Möglichkeit – die ja auch schon in Belgien praktiziert wird –, ist die 4-Tage-Woche mit 40 Stunden. Davon sind Laura und ich jedoch keine Verfechterinnen. Wie sollen wir an jedem Tag 10 Stunden arbeiten, wenn wir  – Studien zufolge – nur 3-5 Stunden am Tag produktiv sind? Dieses Modell ist dann für Arbeitgebende, die Wert auf Produktivität legen und nicht möchten, dass Mitarbeitende ihre Zeit absitzen, nicht brauchbar. Natürlich kann für einige ein zusätzlicher freier Tag ein attraktiver Lichtblick sein, aber zu welchem Preis? Viele der oben aufgelisteten Vorteile wären an diesen vier Tagen aufgrund des noch größeren Zeitmangels nicht realisierbar.  

 

Fazit

Du siehst also, dass das Arbeitszeiten-Thema sehr subjektiv ist. Jede Person arbeitet gut zu unterschiedlichen Konditionen. Aber das heißt schlussendlich auch, dass das verzweifelte Festhalten einer 40-Stunden-Woche für viele auch negativ sein kann – auch auf die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens gesehen. Daraus folgt logisch, dass es nur Vorteile bringen würde, wenn sich jede:r Mitarbeitende eines Unternehmens das Arbeitszeitmodell aussuchen könnte, was zu ihm/ihr passt. Man sollte also niemandem vorschreiben, wie sie/er zu arbeiten hat. Das gilt weder für eine 30-Stunden-Woche, noch für eine 40-Stunden-Woche. 

Auch wenn sich eine Mehrheit der deutschen Arbeitnehmenden für ein angepasstes Arbeitszeitmodell mit weniger Stunden pro Woche ausspricht, bleibt die Frage nach einer 30-Stunden-Woche leider immer noch unbeantwortet. Trotz lauter werdenden Befürworter:innen lässt sich aus der momentanen politischen Lage keine eindeutige Richtung ableiten. So wird es noch einige Zeit dauern, bis Handlungen zugunsten der 30-Stunden-Arbeitswoche eintreten.

Abschließend zu Stimmen, die nach Mehrarbeit, also nach noch mehr als 40 Stunden pro Woche verlangen: Ich arbeite nicht nur für Geld, das ich jetzt direkt wieder ausgeben kann, sondern zu einem extrem großen Teil für meine Rente. Da frage ich mich: Da wir ja eh schon kaum noch staatliche Rente bekommen werden und uns deshalb privat darum kümmern müssen, wieso sollten wir dann auch noch mehr arbeiten? Wo liegt der Mehrwert? Das bisschen mehr Nettogehalt, das ich dann wieder investieren kann, bringt für mich überhaupt keinen Vorteil. Vor allem nicht, wenn ich so eine noch geringere Work-Life-Balance habe. Das hat auch nichts damit zu tun, ob ich meinen Job gerne ausübe oder nicht. Ich mag meinen Job wirklich, trotzdem finde ich persönlich es traurig, nur für meine Arbeit zu leben.

 

> Hier gibts für dich noch eine kleine Video-Ergänzung und weitere Vorzügen einer 4-Tage-Woche in einem TED-Talk von Juliet Schor.

 

Themen: JUNGMUT, Arbeitszeiterfassung, 30-Stunden-Woche, Arbeitsmodelle, Vollzeit