#trendingtools (Folge 5/7) : Ello

Von admin am 05. Juni 2016

Ello ist ein soziales Netzwerk, das vor 2 Jahren als Gegenspieler zu Facebook gestartet ist. In einem visionären Manifest hielten die Macher den Kern Ellos fest: Einfachheit, visuelle Attraktivität, Datenschutz, Transparenz und Werbefreiheit. Seither sind zwei Jahre ins Land gezogen. Ein guter Zeitpunkt für einen Blick auf die Tauglichkeit Ellos für die Marken- und Unternehmenskommunikation.

von Andreas Peters

Des Künstlers Robin Hood unter den Sozialen Netzwerken

Als die Schreie nach Datenschutz und Transparenz, nach Schutz des Nutzers und werbefreien Alternativen zum Social-Media-Giganten-Facebook am lautesten waren, startete Ello als Beta auf dem Markt. Der Dienst überzeugte relativ schnell durch seine simple und übersichtliche Benutzeroberfläche, die vor allem großen Wert auf das Visuelle legte und damit die Bilder, die von den Nutzern gepostet wurden, in den Mittelpunkt stellte. Kein Wunder, definiert sich die Plattform doch als Netzwerk von Schaffenden für Schaffende – für Künstler, Designer, Illustratoren, Fotografen, Architekten und GIF-Macher. Ello positioniert sich generös und selbstbewusst als das Netzwerk, das Künstlern und Kunstaffinen einen Platz zum Austausch gibt und Werbetreibende nicht Willkommen heißt – im Gegensatz zu den “Status Quo Werbeplattformen”, die sich als soziale Netzwerke tarnten und letztendlich nur an des Nutzers Daten persönlichen Daten interessiert seien.

In Form eines nahezu dogmatischen Manifests hauen die Gründer nochmal richtig auf den Putz und skizzieren ein demokratisches soziales Netzwerk, in dem der Nutzer kein Produkt ist, mit dem Macher auf Augenhöhe agiert und das ein Werkzeug zur Ermächtigung des Nutzers und nicht dessen Manipulation darstellt. Keine Werbung, kein Datamining, dafür Datenschutz – was für den Nutzer nach einem großen Versprechen klingt, macht das Netzwerk für Werbetreibende uninteressant. Oder etwa nicht?

 

Die Kunst sich treu zu bleiben – Ello und das Hintertürchen

Wo keine Werbemöglichkeiten existieren und keine Daten getracked werden, da ist es für Unternehmen uninteressant, mag man meinen. Denn zum einen ist es schwierig die Zielgruppe zu bestimmen, die sich in diesem sozialen Netzwerk herumtreibt, zum anderen stellt sich die Frage nach dem Stellenwert den ein Unternehmen in einem sozialen Netzwerk einnehmen kann, das ganz bewusst kommuniziert, ein Netzwerk für die Nutzer zu sein und kein Teil der großen Marketingmaschinerie.

Und dennoch findet sich für jedes Netzwerk, das Marken nicht willkommen heißt, mindestens ein Marketingpapst, der Unternehmen rät, den First Mover Status auszunutzen und zum Pionier des neuen Netzwerkes zu werden. Und die Versuchung ist groß, in einem mehr oder weniger konkurrenzlosen Raum die eigenen Produkte in ästhetischer Hochwertigkeit zu präsentieren. So groß zumindest, dass einer der Ello-Gründer ihr selbst erlag. Anders lässt sich nicht erklären, wieso Budnitz Bicycles, ein Unternehmen von Ello-Co-Gründer Paul Budnitz, eine eigene Ello-Seite betreibt. Hier werden die Produkte des Unternehmens hochwertig präsentiert und haben das Zeug, zum Best-Practice-Case für Marken-Ästhetik auf Ello zu werden.

 

Ello Budnittbycicles

Nun, wenn sogar der Co-Gründer seinem eigenen Unternehmen eine Plattform auf Ello bietet, warum sollten andere Marken nicht nachziehen?

Eine Plattform für Unternehmen aus den Bereichen Kunst und Kultur

Es gibt bereits einige Unternehmen, die sich auf Ello mehr als einer Millionen Nutzer präsentieren. Penguinbooks oder Sonos beispielsweise. Und während Sonos nur 330 Follower hinter sich versammeln konnte, folgen dem Verlagshaus Penguinbooks über 2500 Nutzer.

Letztlich lässt sich die Frage nach dem „Ja” oder „Nein” nicht einfach pauschal beantworten. Doch im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken sollten sich Unternehmen vorher ganz genau überlegen, ob sie sich auf Ello präsentieren wollen. Denn auch, wenn das Manifest ein stückweit von einem der eigenen Gründer ad absurdum geführt wurde, hat es doch einige Nutzer überzeugen können, denen sein Inhalt aus der Seele gesprochen hat und die in Ello eine wahre Alternative zu Facebook und Co. sehen. Es ist sehr davon auszugehen, dass diese Menschen nicht empfänglich für etwaige Markenbotschaften sind und die Unternehmensbemühungen verpuffen oder im schlimmsten Fall eine negative Markenwahrnehmung stärken.

Anders könnte es sich bei Unternehmen aus dem Kunst- und Kulturbetrieb verhalten, wie das Beispiel Penguinbooks zeigt. Als Netzwerk von Künstlern für Künstler ist Ello die perfekte Plattform für Museen, Galerien, Stiftungen und andere Start-up Unternehmen und Einrichtungen, die Kunst- und Kulturinteressierte ansprechen wollen. Ello kann aufgrund seiner Portfolio-Ästhetik ähnlich wie Tumblr als Lookbook und Sammelstätte dienen, auf der ohne großen Aufwand Produkte oder Kunstwerke präsentiert werden können. Zur Generierung von Fans oder Reichweite taugt das Netzwerk aufgrund seiner fehlenden Marketingausrichtung eher nicht.

Themen: #trendingtools, Content Marketing, Social Media