Sharing Economy: Nutzen statt besitzen

Von JUNGMUT am 28. April 2015

Teilen, leihen, mieten – anstatt Gegenstände zu besitzen, beschränken sich immer mehr Menschen auf deren Nutzung. Die Digitalisierung treibt diesen Wandel an, der für Privatpersonen und Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich ist.

Von Elisabeth Geitner

Sharing Eco­nomy beschreibt den Trend, dass der Besitz von Gütern immer mehr in den Hin­ter­grund rückt und Kon­su­men­ten zuneh­mend dazu bereit sind, sich auf die Nut­zung von Res­sour­cen zu beschrän­ken. Für viele gehört es bereits zum All­tag, unter­schied­li­che Gegen­stände zu (ver-)leihen, (ver-)mieten, gemein­sam zu benut­zen oder gar zu ver­schen­ken. Auch das Tei­len von Infor­ma­tio­nen, Zeit oder Erfah­run­gen kann dar­un­ter sub­sum­miert wer­den. Es kann ange­nom­men wer­den, dass sich diese Ent­wick­lung wei­ter fort­set­zen wird. Sharing Eco­nomy wird oft­mals auch als Share­co­nomy, Share Eco­nomy, Col­la­bo­ra­tive Eco­nomy, kol­la­bo­ra­tive Wirt­schaft oder KoKon­sum (Abkür­zung für Kol­la­bo­ra­ti­ver Kon­sum) bezeichnet.

Bewähr­tes Kon­zept in neuer Dimension
Das Tei­len an sich ist nichts Neues. Schon lange tei­len, mie­ten oder lei­hen sich Kon­su­men­ten und Unter­neh­men unter­schied­lichste Dinge: Wohn­raum wird in Form von Wohn­ge­mein­schaf­ten geteilt, in Unter­neh­men wer­den teure Maschi­nen gemein­schaft­lich ange­schafft. Doch das mobile Inter­net ver­leiht die­sem Trend eine neue Dimen­sion: Eine große Anzahl von Nut­zern kann heut­zu­tage pro­blem­los erreicht wer­den. Die Online-Nutzer kön­nen über­all, schnell, ein­fach und oft­mals ohne Zeit­ver­zö­ge­rung die­je­ni­gen Infor­ma­tio­nen oder Leis­tun­gen anfor­dern, die sie gerade benö­ti­gen. Das Sharing kann zwi­schen Pri­vat­per­so­nen, zwi­schen Pri­vat­per­so­nen und Unter­neh­men sowie zwi­schen Unter­neh­men erfolgen.

Share­co­nomy in der Praxis
Eines der bekann­tes­ten Anwen­dungs­ge­biete ist die gemein­same Nut­zung von Fahr­zeu­gen. Der Nut­zer kann sich mit sei­nem Smart­phone jeder­zeit ein Auto in sei­ner Umge­bung buchen, die­ses sofort nut­zen und an einem belie­bi­gen Ort im Stadt­ge­biet wie­der abstel­len. Diese Form des Car­sha­rings wird inter­na­tio­nal in zahl­rei­chen Groß­städ­ten ange­bo­ten, zum Bei­spiel von Car2go.

https://www.youtube.com/watch?v=-iUIEj1cczw

Online-Carsharing gibt es auch zwi­schen Pri­vat­per­so­nen. Die Platt­form www.autonetzer.de ermög­licht zum Bei­spiel, deutsch­land­weit Fahr­zeuge von pri­va­ten Besit­zern zu mie­ten, wenn diese ihr Gefährt gerade nicht benötigen.

Auch übrige Lebens­mit­tel kön­nen kos­ten­los geteilt bzw. wei­ter­ge­ge­ben wer­den (zum Bei­spiel www.foodsharing.de), Bewoh­ner und Tou­ris­ten kön­nen in Städ­ten mit pri­va­ten Fah­rern von A nach B gelan­gen, sozu­sa­gen als Taxi-Ersatz (zum Bei­spiel www.wundercar.org). Auch für Haushalts-/Gartengeräte gibt es unter­schied­li­che Platt­for­men und Lösun­gen, die die gemein­same Nut­zung von Bohr­ma­schine, Rasen­mä­her und Co. för­dern. Pum­pi­pumpe ver­schickt zum Bei­spiel Sti­cker mit unter­schied­li­chen Sym­bo­len, die Nut­zer an ihren Brief­käs­ten anbrin­gen und damit signa­li­sie­ren kön­nen, wel­che Gegen­stände sie zu tei­len bereit sind (www.pumpipumpe.ch/das-projekt/).

Das Tei­len von pri­va­tem Wohn­raum erfreut sich eben­falls zuneh­men­der Beliebt­heit (Flats­ha­ring). Das soge­nannte Couch­sur­fing (www.couchsurfing.org) ist bereits seit Jah­ren ins­be­son­dere unter Ruck­sack­tou­ris­ten beliebt und stellt den Gedan­ken von Gast­freund­schaft und kos­ten­lo­sen Unter­künf­ten in den Vor­der­grund. Die Platt­form Airbnb (www.airbnb.de) ermög­licht ihren Nut­zern, sich welt­weit eine pri­vate Unter­kunft zu mieten.

https://www.youtube.com/watch?v=NzQyDqorvo4

Die Share­co­nomy steht vor Herausforderungen
Das welt­weite Aus­maß und das noch rela­tiv junge Alter der Sharing Eco­nomy sowie die rasan­ten Ent­wick­lun­gen auf die­sem Gebiet stel­len den Gesetz­ge­ber vor große Her­aus­for­de­run­gen. Zahl­rei­che Kon­zepte sind recht­lich bis­lang un– oder nicht abschlie­ßend geklärt. Die Poli­tik ist gefragt, Rege­lun­gen zu fin­den, die auf den Trend und seine zahl­rei­chen Facet­ten pas­sen. Auch ver­si­che­rungs­recht­li­che Fra­gen sind oft­mals umstrit­ten und ber­gen mög­li­che Gefah­ren für Nut­zer und Betreiber.

Tei­len als Chance für Unternehmen
Trotz der beste­hen­den Her­aus­for­de­run­gen bie­tet die Share­co­nomy für Unter­neh­men und Selbst­stän­dige viele Chan­cen. Dazu gehört auch das Redu­zie­ren von Fix­kos­ten: Neben der gemein­sa­men Nut­zung von Fahr­zeu­gen kön­nen Fir­men bei­spiels­weise in vie­len Städ­ten fle­xi­bel Arbeits­plätze anmie­ten (zum Bei­spiel unter www.sharedesk.net). Eben­falls kön­nen sich Unter­neh­men nach Bedarf online Dienst­leis­tun­gen buchen (zum Bei­spiel www.ebuero.de).

Um den Lebens­wel­ten der Kun­den und Mit­ar­bei­ter gerecht zu wer­den, soll­ten sich Ent­schei­der in Unter­neh­men mit die­ser Ent­wick­lung beschäf­ti­gen. Unter­schied­lichste Ein­satz­for­men im Unter­neh­men sind denk­bar, um die Share­co­nomy zu nut­zen und sich aktiv und inno­va­tiv gegen die Wett­be­wer­ber durchzusetzen.

Fak­ten & wei­tere Informationen

  • Etwa 85 % der Inter­net­nut­zer ste­hen dem Tei­len grund­sätz­lich offen gegen­über.
    (BITKOM-Studie 2013)
  • Über die Hälfte der Inter­net­nut­zer ist davon über­zeugt, dass der Trend der Share­co­nomy immer wich­ti­ger wird (BITKOM-Studie 2013)
  • Wei­tere Infos zu den welt­wei­ten Ent­wick­lun­gen der kol­la­bo­ra­ti­ven Wirt­schaft gibt es unter ouishare.net.

Dieser Artikel ist ursprünglich im Blog der Bildpunktschmiede erschienen.

Themen: Gesellschaft