Teilen, leihen, mieten – anstatt Gegenstände zu besitzen, beschränken sich immer mehr Menschen auf deren Nutzung. Die Digitalisierung treibt diesen Wandel an, der für Privatpersonen und Unternehmen Chance und Herausforderung zugleich ist.
Von Elisabeth Geitner
Sharing Economy beschreibt den Trend, dass der Besitz von Gütern immer mehr in den Hintergrund rückt und Konsumenten zunehmend dazu bereit sind, sich auf die Nutzung von Ressourcen zu beschränken. Für viele gehört es bereits zum Alltag, unterschiedliche Gegenstände zu (ver-)leihen, (ver-)mieten, gemeinsam zu benutzen oder gar zu verschenken. Auch das Teilen von Informationen, Zeit oder Erfahrungen kann darunter subsummiert werden. Es kann angenommen werden, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Sharing Economy wird oftmals auch als Shareconomy, Share Economy, Collaborative Economy, kollaborative Wirtschaft oder KoKonsum (Abkürzung für Kollaborativer Konsum) bezeichnet.
Bewährtes Konzept in neuer Dimension
Das Teilen an sich ist nichts Neues. Schon lange teilen, mieten oder leihen sich Konsumenten und Unternehmen unterschiedlichste Dinge: Wohnraum wird in Form von Wohngemeinschaften geteilt, in Unternehmen werden teure Maschinen gemeinschaftlich angeschafft. Doch das mobile Internet verleiht diesem Trend eine neue Dimension: Eine große Anzahl von Nutzern kann heutzutage problemlos erreicht werden. Die Online-Nutzer können überall, schnell, einfach und oftmals ohne Zeitverzögerung diejenigen Informationen oder Leistungen anfordern, die sie gerade benötigen. Das Sharing kann zwischen Privatpersonen, zwischen Privatpersonen und Unternehmen sowie zwischen Unternehmen erfolgen.
Shareconomy in der Praxis
Eines der bekanntesten Anwendungsgebiete ist die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen. Der Nutzer kann sich mit seinem Smartphone jederzeit ein Auto in seiner Umgebung buchen, dieses sofort nutzen und an einem beliebigen Ort im Stadtgebiet wieder abstellen. Diese Form des Carsharings wird international in zahlreichen Großstädten angeboten, zum Beispiel von Car2go.
https://www.youtube.com/watch?v=-iUIEj1cczw
Online-Carsharing gibt es auch zwischen Privatpersonen. Die Plattform www.autonetzer.de ermöglicht zum Beispiel, deutschlandweit Fahrzeuge von privaten Besitzern zu mieten, wenn diese ihr Gefährt gerade nicht benötigen.
Auch übrige Lebensmittel können kostenlos geteilt bzw. weitergegeben werden (zum Beispiel www.foodsharing.de), Bewohner und Touristen können in Städten mit privaten Fahrern von A nach B gelangen, sozusagen als Taxi-Ersatz (zum Beispiel www.wundercar.org). Auch für Haushalts-/Gartengeräte gibt es unterschiedliche Plattformen und Lösungen, die die gemeinsame Nutzung von Bohrmaschine, Rasenmäher und Co. fördern. Pumpipumpe verschickt zum Beispiel Sticker mit unterschiedlichen Symbolen, die Nutzer an ihren Briefkästen anbringen und damit signalisieren können, welche Gegenstände sie zu teilen bereit sind (www.pumpipumpe.ch/das-projekt/).
Das Teilen von privatem Wohnraum erfreut sich ebenfalls zunehmender Beliebtheit (Flatsharing). Das sogenannte Couchsurfing (www.couchsurfing.org) ist bereits seit Jahren insbesondere unter Rucksacktouristen beliebt und stellt den Gedanken von Gastfreundschaft und kostenlosen Unterkünften in den Vordergrund. Die Plattform Airbnb (www.airbnb.de) ermöglicht ihren Nutzern, sich weltweit eine private Unterkunft zu mieten.
https://www.youtube.com/watch?v=NzQyDqorvo4
Die Shareconomy steht vor Herausforderungen
Das weltweite Ausmaß und das noch relativ junge Alter der Sharing Economy sowie die rasanten Entwicklungen auf diesem Gebiet stellen den Gesetzgeber vor große Herausforderungen. Zahlreiche Konzepte sind rechtlich bislang un– oder nicht abschließend geklärt. Die Politik ist gefragt, Regelungen zu finden, die auf den Trend und seine zahlreichen Facetten passen. Auch versicherungsrechtliche Fragen sind oftmals umstritten und bergen mögliche Gefahren für Nutzer und Betreiber.
Teilen als Chance für Unternehmen
Trotz der bestehenden Herausforderungen bietet die Shareconomy für Unternehmen und Selbstständige viele Chancen. Dazu gehört auch das Reduzieren von Fixkosten: Neben der gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen können Firmen beispielsweise in vielen Städten flexibel Arbeitsplätze anmieten (zum Beispiel unter www.sharedesk.net). Ebenfalls können sich Unternehmen nach Bedarf online Dienstleistungen buchen (zum Beispiel www.ebuero.de).
Um den Lebenswelten der Kunden und Mitarbeiter gerecht zu werden, sollten sich Entscheider in Unternehmen mit dieser Entwicklung beschäftigen. Unterschiedlichste Einsatzformen im Unternehmen sind denkbar, um die Shareconomy zu nutzen und sich aktiv und innovativ gegen die Wettbewerber durchzusetzen.
Fakten & weitere Informationen
- Etwa 85 % der Internetnutzer stehen dem Teilen grundsätzlich offen gegenüber.
(BITKOM-Studie 2013) - Über die Hälfte der Internetnutzer ist davon überzeugt, dass der Trend der Shareconomy immer wichtiger wird (BITKOM-Studie 2013)
- Weitere Infos zu den weltweiten Entwicklungen der kollaborativen Wirtschaft gibt es unter ouishare.net.
Dieser Artikel ist ursprünglich im Blog der Bildpunktschmiede erschienen.