EU-Office mit Kleinkind – Wie kann das funktionieren?

Von Lena Beckmann am 08. Mai 2023

Wie kann man aus dem Ausland mit Kleinkind remote arbeiten? Welche Vorbereitungen müssen getroffen werden, um dies zu ermöglichen? Wer übernimmt die Kinderbetreuung und bleibt noch Zeit für Urlaub? Lena, Tim und ihre Tochter wagen diesen Test und versuchen, diese Fragen zu beantworten.

von Lena Beckmann

 

Vorbereitung

Als unsere Tochter vor einem Jahr auf die Welt kam, begannen wir bereits darüber nachzudenken, wie wir die Anfangszeit nutzen könnten, um Arbeit und Urlaub in Einklang zu bringen. Wir entschieden uns für das Konzept des EU-Offices und planten eine dreiwöchige Auszeit vom Alltag zuhause. Die Wahl des Ortes war von großer Bedeutung und wir suchten nach einem Ort mit gutem Wetter und einer geeigneten Lage. Vorteil des Remote Arbeiten ist für uns, dass man von jedem Ort aus arbeiten kann, wodurch das Reisen erleichtert wird und es uns ermöglicht, an Orten zu arbeiten, die inspirierend oder einfach nur schön sind.

 

Unser Plan

Dank Google haben wir schnell herausgefunden, dass es auf Madeira über die Karnevalszeit schön sein soll. Wir buchten eine schöne Ferienwohnung via AirBnB, einen Mietwagen, die Flüge und planten unsere Auszeit, soweit dies ging. Wir suchten nach einem geräumigen Haus mit ausreichend Platz für unsere Arbeit und wurden fündig. Der zusätzliche Vorteil einer Lage direkt am Strand überzeugte uns vollends. Tim und ich haben bereits Erfahrungen mit dem Arbeiten unterwegs gesammelt (z.B. während Konferenzen), daher fiel uns das Packen für die Arbeit relativ leicht.

Da ich derzeit 24 Stunden pro Woche arbeite und den Rest der Zeit für die Kinderbetreuung aufbringe, mussten wir uns aufgrund des Wegfalls der Kita vollständig neu organisieren und einen guten Work-Life-Balance-Mix finden, der es uns ermöglichte, sowohl beruflich als auch privat Zeit miteinander zu verbringen. Mein Plan war, zwei Tage pro Woche zu arbeiten und bei wichtigen Terminen flexibel zu sein. Tim und ich wollten uns die Kinderbetreuung sinnvoll aufteilen und trotzdem noch gemeinsame Zeit einplanen, in der wir Urlaub machen. Soweit unser Plan.

 

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Ganz normaler Alltag: Dinner auf der Dachterasse mit Bier und Babyphone. Arbeiten mit kletterndem Kind. Erholung in der traumhaften Natur. 

 


 

Die Ankunft

Wir sind reibungslos auf der wunderschönen Insel Madeira gelandet, obwohl der Flughafen aufgrund seiner herausfordernden Landebahn etwas knifflig war. Nachdem wir unseren Mietwagen abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Airbnb in Ribeira Brava. Unsere äußerst freundlichen Vermieter begrüßten uns mit einer leckeren Snack-Platte, die wir am Abend auf der atemberaubenden Dachterrasse genossen haben. Am nächsten Morgen richteten wir unseren Arbeitsplatz ein, was für uns nichts weiter bedeutet, als den Laptop zu öffnen, die Maus zu verbinden und direkt loszulegen.

 

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Wenn spontane Themen aufkommen muss auch mal auf dem Spielplatz telefoniert oder mit Kind auf dem Schoß gearbeitet werden.

 

Die Realität

Wir haben unsere Arbeitszeiten klug aufgeteilt und uns abgewechselt, entweder am Vormittag oder am Nachmittag zu arbeiten. Wenn eine Person nicht arbeitete, übernahm sie die Kinderbetreuung und verbrachte oft Zeit draußen auf Spielplätzen oder am Strand, um der anderen Person die Möglichkeit zu geben, halbwegs ungestört zu arbeiten. Wir waren uns von Anfang an bewusst, dass dies nicht immer problemlos funktionieren würde und wir gelegentlich mit hungrigem Kind auf dem Schoß an Telefonkonferenzen teilnehmen müssten. Manchmal traten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf, die es uns unmöglich machten, unseren Kund:innen ständige Erreichbarkeit zu garantieren, aber wir lernten, uns flexibel auf alle Gegebenheiten einzustellen und schnell darauf zu reagieren. Wenn der Partner auch noch der Chef ist, kommt es leider häufiger vor, dass unerwartete Anrufe eintreffen und man darauf irgendwie reagieren muss. Ich selbst musste dann spontan einspringen und schauen, wie ich diese Zeiten überbrücke. Man bemerkt dabei schnell, wie viel entspannter und routinierter das Arbeiten verläuft, wenn das Kind normalerweise in der Kita ist und erst am Mittag wieder zu Hause ist. Wir haben vielleicht die Herausforderungen teilweise unterschätzt, die diese spontanen Situationen mit sich brachten, und würden beim nächsten Mal erwägen, komplett freie Tage oder Urlaubstage zu planen, um uns noch bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu ermöglichen.

 

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Arbeiten im Schlafzimmer, manchmal gehts nicht anders. Eine Dachterrasse hat auf jeden Fall sowohl fürs Arbeiten als auch danach viele Vorteile: wenn die Tochter schläft, kann man trotzdem entspannt den Abend draußen genießen.

 

 

Wie arbeitet es sich auf Madeira?

Ganz fantastisch! Das Klima ist angenehm warm, jedoch nicht zu heiß. Wir hatten das Glück, eine geräumige Dachterrasse zu haben, die wir hauptsächlich für unsere Konferenzschaltungen genutzt haben. Leider hat es auf Madeira zwischendurch immer wieder geregnet, wodurch dies nicht immer möglich war. In unserer Freizeit haben wir versucht, die touristischen Highlights der Insel zu erkunden, die wirklich einzigartig sind. Madeira vereint spektakuläre Landschaften, reiche Kulturgeschichte und kulinarische Genüsse auf eine einzigartige Weise und ist ein perfektes Reiseziel für Abenteurer, Entspannungssuchende und alle, die eine Kombination aus beidem suchen. Es ist unbedingt empfehlenswert, ausreichend Zeit einzuplanen, um die atemberaubende Landschaft zu erkunden. Die gesamte Insel strahlt eine Art "Jurassic Park Vibes" aus und hat uns schlichtweg beeindruckt.

Was uns nicht bewusst war, ist, dass es auf Madeira häufig und ergiebig regnet, begleitet von einer hohen Luftfeuchtigkeit. Doch dieser warme Regen hat etwas Wunderbares an sich: Er schafft immer wieder neue Landschaften zum Entdecken. Mal konnten wir auf den Bergen nichts sehen und verschwanden in den Wolken, mal konnten wir ewig weit schauen und den atemberaubenden Ausblick genießen. 

 

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Madeira hat viel zu bieten. Auch bei Regen lohnt es sich absolut die Berge zu besuchen. 

 


 

Fazit: Empfehlen wir remotes Arbeiten mit einem Kleinkind?

Absolut! Natürlich erfordert das Arbeiten aus der Ferne mit einem Kleinkind etwas mehr Planung, aber es lohnt sich. Es ist eine großartige Erfahrung für die Kinder, an einem neuen Ort zu sein und für die Eltern, dem Alltag zu entfliehen. Wenn man das Glück hat, eine Kinderbetreuungsperson mitnehmen zu können (seien es die Schwiegereltern, Freunde oder eine:n Babysitter:in), kann das die Work-Life-Balance noch weiter verbessert werden aber auch ohne solch eine Betreuung kann man mit ein wenig Voraussicht und Organisation eine wundervolle Zeit verbringen.

 

 

 

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