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Seid Allies, zeigt das und unterlasst Pinkwashing
15.06.2023, from Paula Fröschen
Im Redaktionsteam haben wir uns die Frage gestellt: Bringen wir Content zum Pride Month, oder nicht? Denn wenn wir etwas nicht wollen, ist es dieses Thema für Marketingzwecke und zur Selbstdarstellung ausnutzen. Wichtig – auch vor allem dann nicht, wenn wir im Redaktionsteam uns selbst als Personen nicht in diese Gruppe einordnen. Zugehörig fühlen wir uns allerdings zur Gruppe der „Allies“, also der Verbündeten, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, eine informative Contentreihe zum Thema Pride Month und LGBTQIA+ zu machen. Solange es keine Normalität für queere Menschen gibt, empfinden wir eine höhere Awareness der LGBTQIA+-Thematiken als Vorteil für die gesamte Community und die gesamte Gesellschaft. Deshalb wollen wir unsere Reichweite nutzen und die Thematik in unserem Netzwerk durch diesen Blogbeitrag mit dem Fokusthema von LGBTQIA+ und Unternehmen teilen.
von Paula Fröschen
Einführung in den Pride Month und seine Bedeutung für Unternehmen
Jedes Jahr seit 1970 bedeutet der Juni: Pride Month. Der Ursprung liegt im Stonewall-Aufstand vom 28. Juni 1969. Im New Yorker Stonewall Inn, einer beliebten Bar für Homosexuelle in der Christopher Street, kam es an diesem Tag zu einer damals üblichen Polizeirazzia. Üblich deshalb, weil queer sein – also zum Beispiel homo- oder transsexuell sein – damals illegal war und von der WHO als Krankheit gelistet wurde. Doch diese Razzia war eine zu viel. Der Wendepunkt der LGBTQIA+-Community in New York stand an, denn sie begannen sich zu wehren. Tagelang wurde gekämpft und protestiert – die Stonewall Riots. Die LGBTQIA+-Menschen und ihre Allies erhoben sich gegen die Diskriminierung und Unterdrückung. Als Gedenktag an die Aufstände wurde 1970 die erste Pride Parade – der Christopher Street Day – gefeiert.
Rechtlich hat sich heute zum Glück einiges getan, trotzdem werden queere Menschen immer noch angefeindet, diskriminiert, marginalisiert und verfolgt. Eigentlich sollte jemandes Sexualität überhaupt keine Rolle spielen, schon gar nicht im Unternehmens-Kontext. Da sie das aber leider noch tut, sind wir in der Verantwortung, uns mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Die LGBTQIA+ Gemeinschaft spielt eine bedeutende Rolle in der Unternehmenswelt und hat einen nachhaltigen Einfluss auf das Arbeitsumfeld und den geschäftlichen Erfolg. Indem Firmen die Bedürfnisse und Anliegen von queeren Mitarbeitenden ernst nehmen, signalisieren sie Offenheit, Toleranz und Respekt. Eine inklusive Unternehmenskultur, die LGBTQIA+-Personen aktiv unterstützt, trägt nicht nur zur Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds bei, sondern fördert auch das Engagement und die Produktivität der Mitarbeitenden. Verschiedene Beiträge zeigen, dass Unternehmen, die LGBTQIA+-Inklusion fördern, ein verbessertes Image und eine größere
Foto: Karly Jones, unsplash.com
Attraktivität für Kundschaft haben, die Solidarität ebenso wertschätzt. Betriebe setzen so ein Zeichen für soziale Verantwortung und zeigen ihre Bereitschaft, eine vielfältige und integrative Arbeitsumgebung zu schaffen.
Beiträge u.a.:
Diversity Management: In der Realität angekommen
Diversity Management: Vorteile statt Vorurteile
Pinkwashing: Kritische Betrachtung der Unternehmensbeteiligung am Pride Month
Wichtig ist, dass Unternehmen sich bei dem Vorhaben, eine vielfältige und integrative Arbeitsumgebung und ein humanes Miteinander zu schaffen, nicht in einer heuchlerischen Selbstdarstellung verrennen, mit der sie lediglich mehr Kundschaft gewinnen möchten. Daher haben wir uns auch eingangs die Frage gestellt: Sollten sich Unternehmen überhaupt am Pride Month beteiligen?
Was bedeutet Pinkwashing?
Pinkwashing beschreibt das Phänomen, bei dem Unternehmen oder Organisationen den Pride Month oder LGBTQIA+-Themen für Marketingzwecke nutzen, ohne tatsächlich konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der queeren Gemeinschaft zu ergreifen. Es bezieht sich auf die Oberflächlichkeit oder Scheinheiligkeit von Unternehmen, die sich mit Regenbogenfarben schmücken, aber keine echte Verpflichtung zur Förderung von LGBTQIA+-Rechten zeigen.
Beispiele für Pinkwashing
Damit du konkrete Beispiele vor Augen hast, zeigen wir dir einige Unternehmen, die Pinkwashing betreiben. Ein prominentes Ereignis 2021 war die Männer-Fußball-EM. Auch wer nicht Fußball-interessiert ist, hat wahrscheinlich das Pinkwashing der UEFA mitbekommen. Der europäische Fußballverband hatte untersagt, die Allianz Arena in München beim Spiel Deutschland gegen Ungarn in Regenbogenfarben zu erleuchten. Die Stadt München wollte dieses Zeichen der Solidarität mit der LGBTQIA+-Community – vor allem in Ungarn – setzen, weil dort kurz zuvor ein Gesetz erlassen wurde, welches die Rechte von queeren Menschen einschränkt. Als Alternative hatte die UEFA vorgeschlagen, das Stadion beispielsweise am Christopher Street Day bunt zu beleuchten, denn grundsätzlich unterstütze sie die Intention, sich für Vielfalt und Zugehörigkeit einzusetzen. Diese Handlungen und ein kurz darauf folgender Post auf Social Media mit einem Regenbogen resultieren in einem massiven Shitstorm und viel Kritik.
Foto: Jan Rosolino, unsplash.com
Zweites Beispiel ist das Einfärben von Logos. BMW, Mercedes und McDonalds machten mit einer inkonsistenten Einfärbung Negativ-Schlagzeilen. Alle drei Konzerne ließen ihre Logos ihrer Social Media Auftritte in vielen Teilen Europas und Nordamerika in den Farben des Regenbogens erstrahlen, im Mittleren Osten hingegen blieb das Logo wie gehabt. Auch diese Vorgehen brachten den Konzernen heftige Kritik ein, da die Rechte von queeren Menschen im Mittleren Osten und auch in Osteuropa sehr eingeschränkt oder nicht vorhanden sind und sie in diesen Ländern immer noch sehr stark unterdrückt werden.
Mögliche Auswirkungen von Pinkwashing auf die LGBTQIA+-Community
Diese Handhabung vieler Unternehmen ist als opportunistisch und ausbeuterisch anzusehen, da es den eigentlichen Kern des Pride Month entwertet. Es ist wichtig, Pinkwashing kritisch zu betrachten und sicherzustellen, dass Unternehmen ihre Unterstützung für die LGBTQIA+-Gemeinschaft authentisch und nachhaltig gestalten, anstatt nur oberflächliche Symbole und Floskeln zu verwenden.
In mindestens 67 Ländern ist Homosexualität bis heute strafbar, in sieben wird für gleichgeschlechtlichen Sex die Todesstrafe verhängt. Gerade hier wäre Engagement von westlichen Unternehmen gefragt, doch bleiben diese in den betroffenen Regionen einfarbig und stumm.
4 Möglichkeiten, wie Unternehmen LGBTQIA+-Inklusion fördern können
Unternehmen haben die Möglichkeit, LGBTQIA+-Inklusion aktiv zu fördern und ein unterstützendes Arbeitsumfeld für alle Mitarbeitenden zu schaffen. Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um dies voranzutreiben und ein Zeichen für Gleichberechtigung zu setzen.
1. Implementierung von Anti-Diskriminierungsrichtlinien und -Schulungen
Es ist wichtig, klare Anti-Diskriminierungsrichtlinien zu implementieren und sicherzustellen, dass sie in der gesamten Organisation kommuniziert und umgesetzt werden. Diese Richtlinien sollten explizit LGBTQIA+-Personen schützen und Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität verbieten. Unternehmen können auch Schulungen, Vorträge und Sensibilisierungsprogramme anbieten, um ihre Angestellten weiterzubilden und ein Bewusstsein für Pronomen, Genderidentitäten und generellen LGBTQIA+-Fragen zu schaffen und Vorurteile abzubauen. Auch Beratungen und Guides zum Nachlesen, beispielsweise zum Gendern, sollten zum Repertoire gehören. Workshops und Schulungen sollten dabei immer von einer queeren Person durchgeführt werden. Schau dich doch mal bei PrOut@Work um.
2. Unterstützung von LGBTQIA+-Netzwerken und -Ressourcen
Ebenfalls können Unternehmen LGBTQIA+-Netzwerke und -Ressourcen fördern. Die Gründung von Mitarbeitendengruppen oder Employee Resource Groups (ERGs) speziell für queere Personen kann einen Raum für Unterstützung, Austausch und gemeinsames Engagement bieten. Diese Netzwerke können dazu beitragen, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu schaffen und LGBTQIA+-Stimmen innerhalb des Unternehmens zu stärken. Wenn Mitarbeitende intern oder öffentlich auftreten wollen, sind auch Porträts, Interviews oder Erfahrungsberichte im Intranet oder auf dem Unternehmensblog möglich.
3. Spendenaktion für LGBTQIA+-Organisationen
Eine weitere Maßnahme können Spendenaktionen für LGBTQIA+-Organisationen sein. Unternehmen können Partnerschaften mit gemeinnützigen Organisationen eingehen und finanzielle Unterstützung leisten, um die Arbeit für LGBTQIA+-Rechte und Gleichberechtigung zu fördern. Wenn möglich, lohnt sich ein Blick in das lokale Umfeld, um dort gezielt die Verantwortung als sozial engagierte Akteure wahrzunehmen. Hier gibt’s ein paar Links für Kölner und NRW-weiter LGBTQIA+-Organisationen:
4. Offenes Vorleben und gezieltes Handeln auf allen Organisationsebenen
Viertens sollten Unternehmen eine Kultur der Offenheit und Akzeptanz fördern. Dies beinhaltet die Förderung von Vielfalt und Inklusion auf allen Ebenen der Organisation. Es ist wichtig, dass Führungskräfte und Vorgesetzte als Vorbilder agieren und ein Umfeld schaffen, in dem LGBTQIA+-Mitarbeitende ihre Identität frei leben können, ohne Angst vor Diskriminierung oder Stigmatisierung zu haben.
Indem Unternehmen diese Maßnahmen umsetzen, tragen sie dazu bei, eine Kultur der Inklusion zu schaffen und das Engagement für Gleichberechtigung und Akzeptanz zu demonstrieren. Es ist wichtig zu erkennen, dass LGBTQIA+Inklusion ein fortlaufender Prozess ist, der kontinuierliche Anstrengungen erfordert. Durch aktive Unterstützung, Schulungen und die Schaffung eines unterstützenden Umfelds können Unternehmen eine positive Veränderung bewirken und dazu beitragen, eine inklusive Zukunft für alle zu gestalten.
Fotos: Raphael Renter / Christian Lue / Ilia Bronskiy, unsplash.com
So kann’s gehen: Erfolgreiche Unterstützung von LGBTQIA+-Rechten in Unternehmen
Es gibt mehrere Fallbeispiele von Unternehmen, die sich erfolgreich für LGBTQIA+-Rechte einsetzen und sich für die Förderung von Gleichberechtigung und Akzeptanz engagieren. Diese Unternehmen haben bewiesen, dass es möglich ist, ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen und queere Mitarbeitende zu unterstützen. Wir haben uns am PRIDE Index der Uhlala Group orientiert, der seit 2018 Unternehmen listet, die sich besonders für LGBTQIA+-Diversity einsetzen. Unter den 11 besten Großunternehmen sind 2022 beispielsweise Accenture, Allianz, McKinsey & Company, PUMA, REWE Group, Adobe Systems und L’Oréal. Der Fragebogen verschafft mit seinen mehr als 75 Fragen zu den Themenfeldern Organisationsstruktur, Human Resources, Kommunikation & Sichtbarkeit und rechtlicher Rahmen & Regelungen einen Einblick, welche Unternehmen bereits umfangreiche Maßnahmen zur Unterstützung ihrer LGBTQIA+-Beschäftigten etabliert haben. Mittlerweile sind es nicht mehr nur Großunternehmen, sondern auch vermehrt mittelständische Firmen, die ihr Engagement für die LGBTQIA+-Diversity auf den Prüfstand gestellt haben.
An dieser Stelle die Key Findings zusammengefasst:
„Beim Blick auf die Ergebnisse in den vier einzelnen Kategorien fällt auf, dass auch in diesem Jahr die Themenfelder ‘Kommunikation und Sichtbarkeit’ sowie ‘Organisationsstruktur’ besonders gut ausfallen. Die öffentliche Positionierung zu LGBTIQ+ Themen, die Verwendung diskriminierungsfreier Sprache sowie der Mehrwert durch Mitarbeitendennetzwerke sind bei den meisten Arbeitgebenden auf der Agenda. Viel Potenzial bietet weiterhin der Themenbereich ‘Human Resources’. Insbesondere ist hier auf die Sensibilisierung und Weiterbildung von Führungskräften und die Schaffung inklusiver Strukturen für trans, inter* und nicht-binäre Personen hinzuweisen.“
Alle detaillierten Informationen, vor allem zu den einzelnen Kategorien, findest du auf Seite 26 des PRIDE Index 2022.
Die Vorteile einer inklusiven Unternehmenskultur
Eine inklusive Unternehmenskultur bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich. Sie fördert Vielfalt und schafft eine positive Arbeitsumgebung, in der sich alle Mitarbeitende wertgeschätzt fühlen. Indem Unternehmen LGBTQIA+-Mitarbeitende in ihr Team integrieren und unterstützen, profitieren sie von unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungen, die zu innovativen Lösungen und kreativem Denken führen können.
Zusätzlich verbessert eine inklusive Unternehmenskultur das Arbeitsklima und die Mitarbeitendenbindung. Wenn LGBTQIA+-Mitarbeitende ihre Identität am Arbeitsplatz offen leben können, steigt ihr Wohlbefinden und ihre Zufriedenheit. Sie fühlen sich akzeptiert und respektiert, was zu einer höheren Mitarbeitendenbindung und geringeren Fluktuationsraten führen kann. Dies wiederum reduziert Kosten für die Rekrutierung und Einarbeitung neuer Mitarbeitende – resultiert also auch in wirtschaftlichen Vorteilen.
Außerdem werden das Image und die Reputation des Unternehmens gestärkt. Unternehmen, die sich für LGBTQIA+-Rechte und -Inklusion einsetzen, werden als fortschrittlich und sozial verantwortlich wahrgenommen. Dies kann dazu führen, dass Kundschaft, die die LGBTQIA+-Werte unterstützt, eine positive Verbindung zum Unternehmen herstellt und dessen Produkte oder Dienstleistungen bevorzugt. Auch für Bewerbende sind Unternehmen, die ein Zeichen für Gleichberechtigung und Akzeptanz setzen, viel attraktiver.
Fazit: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Unser Fazit kann nur eines sein: Unterstütze mit deinem Unternehmen die LGBTQIA+Community, fördert und kreiert gemeinsam ein
inklusives Arbeitsumfeld. Wir wollen keineswegs sagen, dass JUNGMUT das perfekte Beispiel für LGBTQIA+-Inklusion ist und unsere Unternehmensstrukturen mustergültig sind. Auch für uns ist es ein fortwährender Prozess. Wir können in unseren bestehenden Meetingstrukturen, beispielsweise in den Weeklys, über Optimierungsbedarfe und Restrukturierungen sprechen, Workshops mit Speaker:innen für das gesamte Team einplanen oder uns zertifizieren lassen. Trotzdem besteht bei JUNGMUT, wie auch bei vielen anderen Unternehmen, schon ein respektvoller und anti diskriminierender Umgang mit allen Personen, weil es für uns menschlich ist. So muss jeder Konzern und jeder Betrieb unter Berücksichtigung seiner Größe, der vorherrschenden Strukturen und existierenden Umgangsformen individuell passende Maßnahmen zur Förderung von Inklusion ergreifen.
Vor allem Großunternehmen können ihren Einfluss und ihre Reichweite nutzen, um mit ihrer Allyship zu einer Sensibilisierung und größeren Wahrnehmung der LGBTQIA+Rechten beizutragen. Wir wollen euch also dazu auffordern: Seid Allies! Lasst euch aber nicht dazu hinreißen, Pinkwashing zu betreiben, das ist noch schlimmer, als gar keine inklusiven Strukturen aufzubauen. Die LGBTQIA+-Gemeinschaft verdient ein ganzjähriges Interesse und Unterstützung und zwar so lange, bis jegliche Diskriminierungen und Verfolgungen aufhören.
Seid euch bewusst, dass eine inklusive Unternehmenskultur – neben all den Vorteilen für das
Foto: Raphael Renter, unsplash.com
Unternehmen – letztendlich zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft beiträgt, in der alle Menschen, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität, gleiche Chancen haben. Also, wenn nicht jetzt, wann dann?