So geht EU-Office bei JUNGMUT – Tipps von Inga und Patrick

Von Inga van Berkum am 16. Januar 2023

Seit 2022 ist es so weit: Wir bei JUNGMUT können aus dem EU-Office arbeiten. Was das genau heißt? Wir haben die Möglichkeit, über einen Zeitraum von bis 180 Tagen pro Jahr, außerhalb von Deutschland – aber innerhalb der EU –, mobil zu arbeiten. Innerhalb der EU, weil so, erstens die Zeitverschiebung gering genug bleibt, um die Kernarbeitszeit mit dem Team und alle Meetings wahrnehmen zu können und zweitens alles andere aus DSGVO-Perspektive komplizierter ist. Außerhalb der EU würde potenziell ein Export personenbezogener Daten in ein Drittland stattfinden und das wollen wir vermeiden.

von Inga van Berkum und Patrick Schmitz

Inga und Patrick sind die ersten, die im JUNGMUT-Team die Möglichkeit des EU-Office genutzt haben. Für die beiden ging es vier Wochen lang nach Italien. Doch wie genau sah ihr Arbeitsalltag aus? Eins können wir dir vorwegnehmen, ganz so, wie in Ingas und Patricks Traumvorstellung – entspannt mit einem köstlich duftenden italienischen Kaffee an der Strandbar sitzend, um ab und zu in den Pausen ins Meer zu hüpfen – war es nicht. Aber so ähnlich…

 

Vorbereitung ist Key

Um vergnügt mit dem Laptop am Strand sitzend arbeiten zu können, bedarf es zunächst einiges an Vorbereitung. 

 

WELCHE STADT SOLL ES SEIN UND WARUM?

Als Erstes haben wir in verschiedenen Ländern nach einer Stadt gesucht, die nicht zu groß, sondern gemütlich, aber trotzdem abwechslungsreich und lebendig ist. Bei kleineren oder abgelegenen Orten, die zwar super schön sind, hatten wir Angst, dass uns irgendwann die Decke auf den Kopf fällt. The struggle is real! All diese Bedingungen konnte dann Palermo auf Sizilien erfüllen. Außerdem war keiner von uns bisher dort und ehrlich gesagt waren die Google-Bilder sehr überzeugend. 😍
Tipp: Such dir hier eine Stadt aus, die deinen Vorstellungen entspricht. Du wirst dort eine gewisse Zeit verbringen und es bringt nichts, wenn du dich in der Stadt nicht wohlfühlst. Schau dir auch genau die Umgebung und Wettervorhersage an. Ausreichend Mückenspray und Sonnencreme können Lifesaver sein. 

 

ABSTIMMUNG IM TEAM UND ARBEITSEQUIPMENT FESTLEGEN

Als Nächstes haben wir unseren geplanten Reisezeitraum von vier Wochen mit dem Rest des Teams abgeklärt. Weil wir alle ohnehin viel remote arbeiten und zu der Zeit wenige Kund:innentermine in Person stattgefunden haben, war das keine allzu große Sache. Unser Chef, Tim, brauchte dann noch das Ziel-Land für den Papierkram und dann gab es nach zwei Wochen das offizielle „Go“. 
Das hieß für uns auch erstmal das „Go“, um eine Checkliste mit diversen Dingen, die wir für unsere Reise brauchen würden, zu erstellen. Damit haben wir ca. zwei Wochen vor der Abreise begonnen. Wichtig für unser Arbeitsmaterial waren: LAN-Kabel, WLAN-Verstärker, Adapter, Kopfhörer, Maus, Tastatur, Arbeitshandy und Ladekabel für die verschiedenen Geräte. Also all das technische Zeug, das wichtig für reibungsloses Arbeiten ist oder sein könnte – auch, wenn man es im alltäglichen Arbeitsleben vielleicht nicht unbedingt braucht. Diese Dinge haben wir bei Tim angefragt und sie aus dem Office geliehen.
Tipp: Verschaffe dir einen Überblick über die Dinge, die du mit deinen Kolleg:innen und deinem:r Chef:in abstimmen musst. Hilfreich ist generell eine Checkliste, vor allem, wenn es um dein technisches Equipment geht. 

WELCHE BEDINGUNGEN MUSS DIE UNTERKUNFT ERFÜLLEN?

Gleichzeitig ging es ans Buchen der Unterkunft. Wir haben uns bei der Unterkunft für ein Airbnb entschieden, weil wir lieber in einer Wohnung als in einem Hotel unterkommen wollten. Unser besonderes Augenmerk lag natürlich auf der Ausstattung, weil wir dort einen Monat lang leben und arbeiten müssen. Gutes WLAN, LAN, Schreibtisch/Arbeitsmöglichkeiten, ein Rückzugsort für Meetings, eine Küche und eine Waschmaschine durften für uns auf keinen Fall fehlen. Ein großer Wunsch war ein Balkon, da es uns das Gefühl gab, mehr von Palermo zu erleben, als nur acht Stunden lang in einem geschlossenen Raum zu verbringen. Tatsächlich haben wir eine schöne Wohnung mit Dachterrasse, Schreibtisch und großem Küchentisch (der sich auch zum Arbeiten eignete) gefunden, die mitten in der Stadt in der Nähe von Supermärkten, Sehenswürdigkeiten und schönen Ecken lag. 
Tipp: Schau dir die Ausstattung und die Lage der Wohnung oder des Hotels genau an, da du dort eine längere Zeit verbringen musst. Vielleicht kannst du auch mit dem ein oder anderen Kompromiss leben. Schränke dich aber nicht zu sehr ein, denn wenn du dich dort dann nicht wohlfühlst und nicht vernünftig arbeiten kannst, liegen die Nerven ziemlich schnell blank.
Extratipp: Um nicht alles teuer, neu und in zu großen Packungen kaufen zu müssen, nehme bestimmte Sachen wie Gewürze und Hygieneartikel von zu Hause mit.
Extra-Extratipp – vor allem für Allergiker:innen: Stelle sicher, dass es geeignete Bettwäsche gibt. Ansonsten musst du sie mitnehmen. 


Die ersten Eindrücke aus Palermo und unserer Wohnung

Dreistöckiges, kastiges Haus mit Blumentöpfen an Fenstern Zwei Espressi auf einem Tisch an einem schönen Platz Laptops, Tassen, Notizbuch und Blümchen auf Tisch

Bestes Wetter, schöner Spaziergang durch Palermo – was will man mehr? | Due espressi per favore. | Unser gemeinsamer Arbeitsplatz am Küchentisch.


 

In Palermo

Am 14. Oktober 2022 war dann endlich unser letzter Arbeitstag in Köln. Wir waren gut vorbereitet und mussten nur noch ein paar letzte Dinge packen. Dann gings los!

 

DIE ANKUNFT

Nach einer durchgemachten Nacht sind wir um 2 Uhr morgens am nächsten Tag zum Flughafen gefahren. Mit ein paar Folgen „Narcos“ und „Chihiros Reise ins Zauberland“ haben wir uns während der Reise beschäftigt und sind schließlich am frühen Nachmittag in Palermo angekommen. Den Italien-Belastungstest haben unsere Koffer (zum Glück) bestanden: Kopfsteinpflaster und schmale Treppe hoch zur Wohnung. Abends haben wir es noch geschafft, den ersten Grundausstattungs-Einkauf zu machen, bevor es nach der anstrengenden Anreise direkt ins Bett ging.
Kleiner Tipp für den ersten Tag: Wenn möglich, informiere dich über die Gegebenheiten vor Ort. Vielleicht ist ein großer Reiserucksack dort leichter zu transportieren als ein Rollkoffer. Für den ersten Abend ist es sinnvoll, genügend Essen mitzunehmen. So musst du dich nicht stressen, kannst entspannt ankommen und den Grundausstattungs-Einkauf am nächsten Tag erledigen. 

 

ERSTMAL URLAUB

Die erste Woche haben wir uns Urlaub genommen. Wir wollten erstmal richtig ankommen und die Gegend erkunden. Dazu gehört natürlich auch ein ordentlicher Sightseeing-Trip. Palermo und die Umgebung hat da einiges zu bieten! 
Wie es sich für das italienische Gaumenschmaus-Essen gehört, haben wir uns in der ersten Woche hauptsächlich von Pasta mit Tomatensoße ernährt. Glaub uns, ein komplett anderes Geschmackserlebnis! 
Außerdem haben wir die Tage auch genutzt, um unsere mitgebrachte und schon vorhandene Technik für das mobile Arbeiten und die Arbeitsbedingungen (WLAN, LAN, Arbeitsplatz) auszuprobieren, wie auch die anderen technischen Gerätschaften in der Wohnung – ein Glück, denn der Warmwasserboiler hatte kurzerhand den Geist aufgegeben. Das Problem konnte aber schnell behoben werden.
Tipp: Wenn es deine Zeit zulässt, nimm dir vorher ein paar Tage Urlaub. Auf der einen Seite kannst du so entspannt mit dem neuen Ort vertraut werden und hast noch mehr Zeit, neue Erfahrungen zu sammeln und Dinge zu erleben. Auf der anderen Seite kannst du so möglicherweise auftretenden Problemen, die dich bei deiner Arbeit einschränken, vor Arbeitsbeginn entgegenwirken.

 


Neue Eindrücke und Erfahrungen sammeln

 Foto des Vulkan Etna Zwei Menschen von hinten fotografiert. Sie stehen auf Etna Straßenmarkt in Palermo

 Der Etna. | Wir auf dem Etna. | Straßenmarkt in Palermo.

 

LOS GEHTS MIT DEM EU-OFFICE

Nach schönen Urlaubstagen mit wunderschönem Sommerwetter sind wir auch schon in die erste Arbeitswoche gestartet. Trotz der ganzen Vorbereitungen begrüßte uns am ersten Arbeitstag schon ein Problem. Patricks MacBook wollte nicht angehen – Horrorszenario. Leider war es auch nicht möglich, das Ganze auf die Entfernung zu lösen und wieder zum Laufen zu bringen. Glücklicherweise konnten wir aber auf ein privates MacBook switchen. Danach lief es reibungslos und es gab keine größeren technischen Probleme mehr.

Wettertechnisch hatten wir großes Glück und haben in den vier Wochen so gut wie nie Regen, Sturm oder dunkle Wolken gehabt. Wir konnten sowohl während der Arbeit als auch nach der Arbeit oder an den Wochenenden viel von der Stadt sehen. Gerade die Dachterrasse hat uns auf jeden Fall eine bessere Lebensqualität ermöglicht. Was uns definitiv ab und zu den Neid unserer Arbeitskolleg:innen eingebracht hat, war unser Meeting-Hintergrund. Denn der war nicht – wie normalerweise – ein virtueller Fake-Hintergrund, sondern der schönste Blick auf die sonnigen Berge und Landschaften von Palermo. Dieses neue Umfeld hat auch einen frischen Wind in unsere eigene Arbeit geweht und durch die neue Atmosphäre und das Urlaubsgefühl nach Feierabend war unsere Laune natürlich dauerhaft gut. 

Eines unserer Highlights war auf jeden Fall die Wanderung auf den 3.400 Meter hohen Vulkan Etna, nahe der Stadt Catania, die wir für ein Wochenende mit der Bahn besichtigt haben. Natürlich hat uns auch das italienische Food-Feeling gepackt und wir haben extrem viel Pasta selber gekocht – von einfachen Tagliatelle zu Lasagne bis hin zu Tortellini. Das Gemüse haben wir frisch auf dem Markt um die Ecke geholt und in der Mittagspause sind wir ab und zu in ein Café in der Nähe gegangen, um dort leckeren Espresso oder Cappuccino zu trinken. Ansonsten haben wir viel Zeit damit verbracht, die Stadt kennenzulernen, aber sind auch gerne mit Gesellschaftsspielen an lauwarmen Abenden auf der Dachterrasse geblieben.

Technik-Tipp: Nimm auf jeden Fall mindestens ein Ersatzgerät aus dem Office mit, das du zum Arbeiten brauchst. Hätten wir kein privates, entsprechend leistungsfähiges MacBook gehabt, wäre unser EU-Office ins Wasser gefallen. Eine technische Notfallausstattung ist wirklich das A und O. 
Reise-/Kultur-Tipp: Nutze die Chance und lass dich von anderen Kulturen inspirieren und motivieren. So bringst du frischen Wind in dein Leben und damit auch in deinen Arbeitsalltag
Scheue dich aber nicht, auch mal einen (oder diverse) gemütliche Abende nach einem langen Arbeitstag in deiner Wohnung zu verbringen. Du musst dich nicht gezwungen fühlen, etwas „Aufregendes“ oder „Neues“ zu erleben, nur weil du nicht in deiner gewohnten Umgebung lebst. 

 


Unser Terrassen-Office

Laptops auf Dachterrasse. Schöner Ausblick auf rosa Himmel dahinter Ausblick auf Dächer anderer Häuser in Palermo Zwei Katzen sitzen in umgedrehtem roten Regenschirm

 Romantischer Ausblick auf unsere Arbeitslaptops und darüber hinaus. | Wunderschöner Nicht-Fake-Online-Meeting-Hintergrund. | Katzis (in nicht so schöner Umgebung).


 

Pros und Cons des EU-Office

Hier bekommst du von uns noch mal eine exklusive Auflistung, was uns am Arbeiten aus dem Ausland gefallen hat und was nicht, was wir erwartet haben und was nicht. Also unsere generellen Pro- und Contra-Argumente des EU-Office.

 

PRO EU-OFFICE:

CONTRA EU-OFFICE:

  • Schönes Wetter 

  • Möglichkeit während der Arbeit mehr als die eigene Wohnung, das eigene Office, die eigene Stadt zu sehen

  • Sightseeing und Besichtigung neuer Städte

  • Neues Arbeitsumfeld und veränderter Alltag
  •  
    Anderes Lebensgefühl und andere Atmosphäre in einer neuen Wohnung und einer neuen Stadt; bspw. mit authentischem, italienischem Kaffee morgens auf der Dachterrasse

  • Andere Haushaltsroutine/-arbeit → weniger innerer Stress bzw. Verantwortungsgefühle
    Moodbooster durch Urlaubsfeeling nach Feierabend

 

  • IT-Probleme sind schwieriger zu lösen oder ggf. sogar unlösbar, wenn man das MacBook nicht abgeben kann

  • Bei WLAN-Problemen kann man nicht einfach ins Office fahren und muss hierfür einen Backup-Plan parat haben

  • Man kann an Workshops und Meetings nicht in Person teilnehmen

  • Eine Unterkunft kostet mehr als zu Hause + ggf. doppelte Miete, wenn keine Person zur Zwischenmiete gefunden wird

 

WAS HABEN WIR ERWARTET?

WAS HABEN WIR NICHT ERWARTET?

Erwartet, dass…


  • wir immer früh aufstehen und frisch motiviert in den Arbeitstag starten

  • wir früher Feierabend machen können, um mehr vom Nachmittag/Abend in Palermo zu haben (haben wir nur teilweise geschafft)

  • wir mehr Zeit haben bzw. sie nutzen, um häufiger an den Strand zu gehen

 

Nicht erwartet, dass…

  • das Arbeiten extrem gut funktioniert und wir genauso teilhaben können wie vorher (Ausnahme war in-Person-Workshop)

  • es doch schwerer ist, als Einzige online an einem Meeting teilzunehmen, wenn alle anderen in Person teilnehmen

  • wir doch nicht so viel Zeit am Nachmittag/Abend haben

  • das MacBook (von Patrick) am ersten Arbeitstag kaputt ist

 

Fazit: Würden wir wieder aus dem EU-Office arbeiten?

Klare Kiste: Auf jeden Fall! Bis auf ein paar Schwierigkeiten haben wir das Arbeiten als sehr angenehm empfunden. Gut, wir haben nicht Espresso-schlürfend an der Strandbar gesessen, von dort gearbeitet und sind dann zur Abkühlung ins Meer gehüpft – surprise! Aber das war auch nicht unsere Intention. Wir konnten zwar unser Team eine ganze Zeit lang nicht persönlich sehen und nicht an Teamevents oder in-Person-Meetings teilnehmen, aber das war uns und den anderen vorher natürlich schon bewusst. Doch diese Abwechslung zu unserem sonstigen Arbeitsalltag hat nicht nur unseren Gemütern gut getan, sondern auch frischen Wind in unsere Arbeitsmotivation gebracht. 
Außerdem eröffnen sich durch das EU-Office einfach neue Möglichkeiten, fremde Länder, Städte und Kulturen kennenzulernen, wenn man selbst einige Zeit dort lebt. Je nachdem wie lange man im EU-Office arbeitet, kriegt man auf jeden Fall die Touri-/Urlaubsseite mit, aber auch eben das alltägliche Leben, das man sonst nicht so leicht erlebt. All das trägt dazu bei, seine Motivation und Kreativität aufzufrischen und damit auch in den Arbeitsalltag frischen Wind, neue Ideen und Möglichkeiten einzubringen.
Palermo hat uns als Stadt auch sehr gut gefallen. Es gab viel zu sehen und zu erkunden, sowohl städtisch als auch in der umgebenden Natur. Für uns war das die perfekte Mischung. 
Bis auf das Learning, immer mindestens einen Ersatzlaptop mitzunehmen, würden wir auch wieder genauso in die Vorbereitung gehen, wie wir es bereits gemacht haben. Für uns hat das so sehr gut geklappt. 
Sei dir jedoch bewusst, dass das Arbeiten im EU-Office zu einem Großteil auch deinem üblichen Arbeitsalltag gleichen wird. Deine Arbeitsgewohnheiten werden sich (wahrscheinlich) nicht ändern, deine Arbeitszeiten werden gleich bleiben und auch in Italien hat der Tag nur 24 Stunden. Außerdem können durchaus auch Haushaltsprobleme auftreten, wie beispielsweise ein kaputter Warmwasserboiler, die sonst in deiner eigenen Wohnung anfallen.
Hoffentlich können wir dir mit unseren EU-Office-Tipps etwas weiterhelfen und einen spannenden Einblick geben, wie das Prozedere bei JUNGMUT so aussieht. 
Unser allerletzter Tipp: Machen! Lass die Chance nicht verstreichen, wenn dein Unternehmen dir die Möglichkeit des EU-Office anbietet. Wenn nicht, such dir eins, das es tut – wir zum Beispiel. 😉 Es war wirklich eine Bereicherung und eine unfassbar tolle Möglichkeit, die wir dieses Jahr unbedingt wiederholen wollen. Mal schauen, wo es dann hingeht.

 

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