Der QR-Code: Vom Trend-Buhmann zum heimlichen Star und digitalen Allrounder

Von Carolin Biwer am 24. Oktober 2019

Wo kommt der QR-Code eigentlich her und warum ist er zwischenzeitlich von der Bildfläche verschwunden? Warum wir heute fast täglich mit ihm in Berührung kommen und welche Möglichkeiten uns die Zukunft bietet, lest ihr im Blog.

von Carolin Biwer

 

Der Ursprung des QR-Codes

Der QR-Code (Quick Response-Code) ist ein schwarz-weißer Matrixcode, der bereits im Jahre 1994 von der japanischen Firma Denso Wave für den Automobilhersteller Toyota entwickelt wurde. Der Code enthält beispielsweise Informationen zu Bauteilen und kann auch dann noch maschinell ausgelesen werden, wenn 30% der Fläche zerstört sind, was für die Industrie ein praktisches Feature darstellt.

 

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(Screenshot: denso-wave.com)


Im Jahr 2007 erschien der QR-Code erstmals in Deutschland, ganze 13 Jahre nachdem er entwickelt wurde. Dass es so lange gedauert hat bis der Code in die nicht-industrielle Welt vorgedrungen ist, ist allerdings wenig erstaunlich. Denn zum Auslesen des Codes war schließlich ein Lesegerät nötig – und wer hatte das schon damals?
Durch die Entwicklung der ersten Smartphones war die technische Voraussetzung überhaupt erst gegeben, QR-Codes bei der allgemeinen Bevölkerung bekannt zu machen.

 

Warum hatte der QR-Code damals Startschwierigkeiten?

QR war über Nacht zum Trend geworden und wurde schnell von sämtlichen Marketingabteilungen irgendwie eingesetzt, scheinbar ohne dass man sich vorher Gedanken über die korrekte Anwendung gemacht hatte. Die Codes wurden in den meisten Fällen ohne konkreten Mehrwert eingesetzt, beispielsweise auf Websites in Desktop-Anwendungen.

Der QR-Code ist eine Schnittstelle zwischen der Offline- und der Online-Welt – ihn auf Websites in der Online-Welt einzusetzen machte überhaupt keinen Sinn, da sich der User ja bereits im Netz befand. Es kam vor, dass QR-Codes auf Websites verwiesen, die nicht mobil optimiert waren oder es hatte sich die URL geändert, ohne dass eine 301-Weiterleitung eingerichtet wurde – der QR-Code meldete somit einen Fehler. Neben diesen Frustrationspunkten sorgten auch eine ungünstige Platzierung, z.B. auf fahrenden Autos, oder eine kommentarlose Platzierung für Unmut. Niemand kann den Code scannen wenn das Auto fährt und man möchte nicht einfach irgendeinen Code scannen ohne zu wissen, was einen danach erwartet.

Das Ende des QR-Codes kam zwischen 2010 und 2013, als Codes in Umlauf gebracht wurden, die auf eine trojanerinfizierte Android-App verwiesen. Sogar das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnte vor der Gefahr, die von überklebten Codes ausging – was das vorzeitige Ende von QR-Codes besiegelte.

 

Fast forward... zum QR-Code im Jahr 2019

Der QR-Code hat er sich über die Jahre heimlich still und leise als einfaches und geniales Werkzeug etabliert. Er wird beispielsweise von der Deutschen Bahn oder verschiedenen Fluglinien verwendet, um einen großen Teil des Fahr- und Flugkartenwesens abzuwickeln. Die Unternehmen haben eigene Scanner entwickelt, die ihre Codes zuverlässig einlesen können. Außerdem weiß der User ganz genau, was ihn erwartet: Die Berechtigung Bahn fahren oder mit dem Flugzeug fliegen zu dürfen.

 

Flugticket Boardingpass mit QR-Code

 

Verschiedene Social Media Anbieter benutzen den QR-Code als Verifizierungsmethode. WhatsApp kann im Webbrowser auf einem PC oder Laptop genutzt werden, indem der User den ihm dort angezeigten QR-Code mit seinem Smartphone scannt und so seine Identität verifiziert. Der Messenger Dienst Threema lässt durch das gegenseitige Scannen der Profil-QR-Codes das Hinzufügen von Kontakten zu und nutzt diese Funktion gleichzeitig, um die Identität eines Kontaktes zu bestätigen. In Snapchat können Kontakte ebenfalls durch das gegenseitige Scannen der Profil-QR-Codes hinzugefügt werden

Seit Juni 2019 dürfen E-Scooter die Straßen der Großstädte unsicher machen und auch hier setzt man auf den QR-Code als Schnittstelle: Statt in der jeweiligen App die Nummer des Scooters einzugeben, kann der User einfach aus der App heraus den Code scannen und sich so schnell und einfach den Scooter freischalten.

 

E-Scooter Lenker mit QR-Code

(Screenshot: engadget.com)

 

Die brasilianische Organisation origens brasil unterstützt eine kohlenstoffarme Wirtschaft im Amazonasgebiet. Sie selbst sieht sich als Bindeglied zwischen den Menschen, die produzieren und den Menschen, die kaufen. Alle Produkte, die durch origens brasil verkauft werden, wurden auf einer Online Plattform registriert und mit einem QR-Code versehen. Scannt der Endverbraucher diesen Code, kann er die Geschichte des Produkts von seinem Ursprung über die Transportstrecke bis hin zum Preis, für den der Händler es erworben hat, zurückverfolgen. Selbst das Logo der Organisation ist ein QR-Code.

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(Screenshot: origensbrasil.org)

 

Die Zukunft aller s/w Codes – der JAB-Code

Das Fraunhofer Institut für sichere Informationstechnologie (SIT) entwickelte vor kurzem den sogenannten JAB „Just Another Barcode“. Der JAB besteht aus beliebig wählbaren Farben und kann zudem beliebige Formen annehmen. Durch die Verwendung von Farben hat der Code eine viel höhere Datendichte, was ihm die Speicherung einer größeren Datenmenge auf gleicher Fläche erlaubt. Werden etwa acht Farben verwendet, entspricht dies einer dreimal höheren Datendichte gegenüber einem Schwarz-Weiß Code wie dem Barcode oder dem QR-Code. Die aktuell in Smartphones eingebauten Kameras können acht Farben gut auslesen. Werden die Kameras in Zukunft leistungsfähiger, können bis zu achtmal mehr Informationen in einem JAB-Code gespeichert werden.

Der JAB ist eine Auftragsentwicklung des BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) und soll zukünftig eingesetzt werden, um zum Beispiel Ausweisdokumente, Zertifikate oder Testamente zu verifizieren. Dies ist möglich, indem der Inhalt des Dokuments digital signiert in einem JAB-Code gespeichert und auf das Dokument aufgedruckt wird. Mithilfe eines Smartphones kann der Code ausgelesen und die Echtheit des Dokuments überprüft werden.

Aktuell arbeitet das Fraunhofer SIT daran, die hohe Datendichte des JAB-Codes auf einen Graustufen-Code zu übertragen. Dies ist nötig, um die Vorteile des JAB-Codes auch dem Industriezweig zur Verfügung zu stellen – hier wird nämlich oft nur mit monochromen Kameras gearbeitet.

 

Bunte Pixel (JAB Code)

(Screenshot: sit.fraunhofer.de)

 

Unser Fazit zum QR-Code

QR-Codes sind ein ein gutes Beispiel dafür, dass manche Dinge ihrer Zeit voraus sind und schnell gegen die Wand fahren, wenn man sich nicht richtig mit ihnen auseinandersetzt und sie einfach einsetzt, nur um sie einzusetzen. Dass QR-Codes mittlerweile korrekte Anwendung finden und die analoge Welt mit der digitalen verbinden, sieht man an den Beispielen Deutsche Bahn, WhatsApp oder E-Scooter. Fast täglich kommt jeder von uns mit QR-Codes in Kontakt und oft benutzen wir sie, ohne weiter darüber nachzudenken. Natürlich verzichten auch wir bei JUNGMUT nicht auf dieses praktische Feature.

Wir finden die Anwendung von QR-Codes praktisch und sind gespannt, wie es weitergeht und welche Möglichkeiten sich uns in Zukunft bieten werden, sei es durch den QR-Code oder den JAB.

 

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Themen: JUNGMUT, JAB, Just Another Barcode, Quick Response-Code, QR-Code, Matrixcode