Warum barrierefreies Webdesign zum Standard werden muss


07.04.2025, von Lena Beckmann

So übernehmen Unternehmen jetzt Verantwortung – nachhaltig und zukunftsorientiert

Digitale Barrierefreiheit ist mehr als ein gesellschaftlicher Auftrag – sie ist ab 2025 auch gesetzliche Pflicht für viele Unternehmen. Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) setzt Deutschland die europäische EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen in nationales Recht um.

Das bedeutet: Ab dem 28. Juni 2025 müssen zahlreiche digitale Angebote, darunter Websites, Online-Shops, Apps und Self-Service-Terminals, so gestaltet sein, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von Einschränkungen. Das stellt viele Unternehmen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch große Chancen: für mehr Reichweite, bessere Nutzererfahrungen und ein starkes Signal für gesellschaftliche Verantwortung.

Was genau bedeutet barrierefreies Webdesign? Welche Anforderungen gelten konkret? Und wie gelingt der Einstieg?

 

Warum barrierefreies Webdesign heute unverzichtbar ist

Barrierefreiheit im Web bedeutet, dass alle Menschen – unabhängig von körperlichen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen – Websites und digitale Anwendungen vollständig, selbstbestimmt und ohne fremde Hilfe nutzen können. Das ist längst kein „Nice to have“ mehr, sondern eine echte Notwendigkeit.

In Deutschland leben über 10 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung. Ab Juni 2025 verpflichtet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) viele private Unternehmen dazu, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten.

Und nicht nur das: Barrierefreiheit verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle, erhöht die Sichtbarkeit in Suchmaschinen und zeigt gesellschaftliche Verantwortung. Barrierefreies Webdesign ist damit kein Kompromiss, sondern ein echtes Qualitätsmerkmal – und ein klarer Wettbewerbsvorteil. Nutze die Zeit, um deine digitalen Angebote noch vor der gesetzlichen Pflicht barrierefrei zu gestalten!

 

Was bedeutet barrierefreies Webdesign konkret?

Barrierefreiheit ist keine Einheitslösung, sondern ein flexibles Baukastensystem. Je nach Zielgruppe, Geschäftsmodell und technischer Basis können unterschiedliche Maßnahmen sinnvoll sein. 

 

1. Inhalte verständlich aufbereiten

Kurze, prägnante Sätze, verständliche Begriffe und eine klare Gliederung helfen allen – nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Leichte Sprache kann zusätzlich unterstützen, gerade bei wichtigen Informationen.

2. Struktur schafft Orientierung

Webseiten sollten nicht nur optisch, sondern auch im Code sauber aufgebaut sein. Überschriften, Listen und Abschnitte müssen korrekt ausgezeichnet sein, damit Assistenzsysteme wie Screenreader sie richtig interpretieren können.

3. Gute Lesbarkeit durch Kontraste und Design

Nicht jede:r erkennt Farben gleich. Ein hoher Kontrast zwischen Text und Hintergrund, ausreichend große Schriftgrößen und intuitive visuelle Hierarchien sind entscheidend – besonders auf mobilen Geräten oder bei schwierigen Lichtverhältnissen.

4. Alternative Zugänge zu Medieninhalten

Nicht alle nehmen Inhalte gleich wahr – darum braucht es Alternativen. Bilder erhalten beschreibende Alt-Texte, Videos profitieren von Untertiteln und optionalen Audiodeskriptionen. Für Audioinhalte sollte eine Textversion bereitstehen. So werden Informationen für alle zugänglich – unabhängig vom Medium.

5. Navigation ohne Hindernisse

Eine barrierefreie Website ist vollständig mit der Tastatur bedienbar. Skiplinks ermöglichen schnelles Springen zum Hauptinhalt. Und: Interaktive Elemente sollten konsistent funktionieren – überall.

6. Barrierefreiheit & SEO: ein starkes Team

Barrierefreies Design geht Hand in Hand mit Suchmaschinenoptimierung. Was für Screenreader wichtig ist – wie strukturierter Code, klare Texte und mobile Optimierung – ist auch für Google relevant. So wird deine Website nicht nur besser gefunden, sondern auch besser genutzt.

 

„Design is not just what it looks like and feels like. Design is how it works.“ – in Anlehnung an Steve Jobs

 

Hilfreiche Tools

Es gibt zahlreiche Werkzeuge, die beim Check und der Optimierung helfen können. Wir zeigen euch einige Favoriten:

Google Lighthouse

Google Lighthouse ist ein Open-Source-Tool, das direkt im Chrome-Browser integriert ist. Es analysiert Webseiten auf verschiedene Qualitätskriterien – darunter Barrierefreiheit, Performance, Best Practices, SEO und Progressive Web App-Fähigkeit. Besonders nützlich: Die Bewertung erfolgt in Form von Punkten (Score), ergänzt durch konkrete Handlungsempfehlungen.

WAVE – Web Accessibility Evaluation Tool

WAVE ist ein Tool von WebAIM (Web Accessibility In Mind), das direkt im Browser analysiert, welche Elemente auf einer Website Barrieren darstellen könnten. Es hebt potenzielle Probleme visuell hervor, z. B. fehlende Alt-Texte, ungünstige Farbkontraste oder fehlerhafte ARIA-Attribute.

NVDA – NonVisual Desktop Access

NVDA ist ein kostenloser Screenreader für Windows, der es ermöglicht, Websites aus der Perspektive blinder oder sehbehinderter Menschen zu erleben. Er liest Inhalte, Navigationselemente und Strukturen vor – und ist damit ein unverzichtbares Werkzeug für realitätsnahe Barrierefreiheitstests.

BIK BITV-Test

Der BIK BITV-Test ist ein offizielles Prüfverfahren zur Bewertung der Barrierefreiheit von Websites. Er basiert auf der BITV 2.0 und den WCAG-Richtlinien. In 60 Prüfschritten werden zentrale Anforderungen wie Alternativtexte, Tastaturbedienung, Formulare, Struktur und Farbkontraste überprüft – manuell durch geschulte Expert:innen, unterstützt von digitalen Tools.

Contrast Check WebAIM

Mit einem Kontrastrechner lässt sich der Farbkontrast zwischen Text und Hintergrund überprüfen. Das Tool zeigt an, ob der gewählte Kontrast den Anforderungen der WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines) entspricht – sowohl für normalen als auch für großen Text.

Barrierefreiheit zum Abhaken

Wie barrierefrei ist deine Website wirklich? Mit der Checkliste für barrierefreie Websites findest du es schnell heraus. Klar strukturiert, praxisnah und direkt anwendbar – ideal für den schnellen Check oder als Leitfaden im Projektalltag.

 

Wann ist der beste Zeitpunkt zu starten? Jetzt.

Barrierefreiheit sollte idealerweise von Beginn an in die Webstrategie integriert werden. Wer sie später nachrüstet, steht oft vor komplexeren Aufgaben. In manchen Fällen – etwa bei veralteter Technik oder fehlender Mobiloptimierung – kann ein Relaunch der sinnvollste Schritt sein. Dabei bietet sich die Chance, Usability, Performance und Inklusion ganzheitlich neu zu denken.

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